Die Strompreisentwicklung in Deutschland

Strompreise steigen immer weiter an

Die Entwicklung des Strompreises beschäftigen die Politik, doch vor allem die Verbraucher. Denn auch 2020 sind die Strompreise erneut auf einen Rekordpreis angestiegen. Die meisten Deutschen zahlen in diesem Jahr mehr als 30 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Nach einigen Prognosen soll sich die Strompreisentwicklung auch in Zukunft aus Verbrauchersicht eher ins Negative entwickeln. Doch wie setzt sich die Preise für den Strom im Saarland zusammen und was beeinflusst die Strompreisentwicklung? Wir klären Sie auf, ob und warum auch in Zukunft mit weiter steigenden Strompreisen zu rechnen ist.

 

Der Strompreis erreicht einen neuen Höchststand

In der ersten Jahreshälfte 2020 zahlten Verbraucher durchschnittlich 31,37 Cent je Kilowattstunde (kWh) Strom bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3500 kWh.[1] Das bedeutet einen Anstieg von 0,91 Cent pro kWh Strom seit 2019. In Europa zahlen Deutsche mit den höchsten Strompreis, Tendenz steigend. Auch in den nächsten Jahren soll die Strompreisentwicklung laut Prognosen für Verbraucher die Preise nach oben treiben. Grund dafür sind Umlagen, Steuern und die Netzentgelte.

 

Die durchschnittliche Zusammensetzung des Strompreises für Haushaltskunden wird dargestellt. In einem Stecker steht der Preis pro kWh und in einem Halbkreis die verschiedenen Kostenstellen.

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Die Zusammensetzung des Strompreises

Umlagen, Steuern und die Netzentgelte sind im Strompreis enthalten und der Hauptgrund für die Strompreissteigerung. Doch wie genau setzt sich die Kosten für Strom zusammen?

Der Strompreis, den man als Kunde bei dem Stromlieferanten zahlt, setzt sich aus folgenden Punkten zusammen:

  • Kosten für Strombeschaffung, Erzeugung oder Einkauf, Vertrieb und Gewinnmarge
  • Steuern: Umsatz- und Stromsteuer
  • Netzentgelte
  • Messstellenbetrieb (z.B. Zähler)
  • Abgaben und Umlagen

Über 50 % des aktuellen Strompreises sind staatliche Abgaben. 

Informationen zu Netzentgelte, Umlagen und Abgaben

 

Netzentgelte

Die Netzentgelte ist eine Gebühr, die die Strompreisentwicklung stark beeinflusst. Jeder Netznutzer, der Strom durch das Versorgungsnetz leitet, muss diese Gebühr an den Netzbetreiber zahlen. Der Netznutzer ist nicht der Haushaltskunde, sondern der Stromanbieter. Dieser stellt dann die Netzentgelte dem Verbraucher in Rechnung. Aktuell steigen die Netzentgelte, Grund dafür ist beispielweise der Netzausbau.

 

EEG-Umlage

Speist man als Betreiber einer erneuerbaren Energien-Anlage den erzeugten Strom in das öffentliche Netz ein, erhält man dafür eine festgelegte Vergütung. Der Strom wird dann von Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) an der Strombörse verkauft. Die hier erzielten Preise liegen unter den gesetzlich festgelegten Vergütungssätzen, aus diesem Grund wird den ÜNB die Differenz erstattet. Der Differenzbetrag wurde bis zum 1. Juli 2022, in Form der EEG-Umlage, auf den Stromverbraucher umgelegt. Ab dem 1. Juli 2022 wurde die EEG Umlage allerdings auf Null gesetzt - gefolgt von dem kompletten Wegfall ab 2023. So soll der Endverbraucher entlastet werden. Was zuvor als EEG-Umlage vom Verbraucher gezahlt wurde, wird künftig aus dem Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ (EKF) des Bundes finanziert. 

 

KWKG-Umlage

Kraft-Wärme-Kopplungsanalgen (KWK) erzeugen Strom und Wärme gleichzeitig Durch die KWKG-Umlage wird diese Art der Stromerzeugung gefördert. Stromanbieter müssen KWG-Anlagebetreibern für den erzeugten Strom einen Zuschlag zahlen.

 

StromNEV-Umlage

Einige Letztverbraucher, die das Netz besonders wenig oder besonders intensiv nutzen, können laut der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) vom örtlichen Netzbetreiber niedrigere individuelle Netzentgelte erhalten. Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) müssen die Differenz an den örtlichen Netzbetreiber bezahlen und gleichzeitig den Betrag ausgleichen. Die ÜNB errechnen einen Aufschlag auf die Netzentgelte, die die Verbraucher als Umlage zahlen müssen.

 

Offshore-Netzumlage

Diese Umlage wurde eingeführt, um mögliche anfallende Entschädigungszahlungen an Betreibern von Offshore-Windparks zu zahlen. Die Entschädigungen müssen für den verspäteten Anschluss an das Übertragungsnetz und lang andauernde Netzunterbrechungen gezahlt werden. Seit 2019 deckt die Umlage auch den Bau und Betrieb von Anbindungsleitungen ab.

 

Umlage für abschaltbare Lasten

Durch diese Umlage werden Zahlungen der ÜNB an Anbieter von Abschaltleistungen ausgeglichen. Anbieter von Abschaltleistungen können über einen gewissen Zeitraum auf die Lieferung von Strom verzichten, falls nicht genügend Strom im Stromnetz vorhanden ist.

 

Konzessionsabgabe

Diese Umlage erhalten Gemeinden von Netzbetreibern in Form der Konzessionsabgabe, als Gegenleistung für das Nutzung von Straßen und Wegen zur Verlegung von Strom- und Gasleitungen.

Die Strompreisentwicklung der letzten Jahre

Die im Strompreis enthaltenen Umlagen sollen die Energiewende, vor allem die erneuerbaren Energien in Deutschland vorantreiben. Bereits 40 Prozent des Energiebedarfs kommt aus regenerativen Quellen. Doch damit die Stromversorgung in der Energiewende so gut vorankommt, wird dieser Anteil auf den Verbraucher umgelagert und die Stromkosten steigen.

Betrachtet man die Strompreisentwicklung der letzten 10 Jahre, wird deutlich, dass in kaum einem Lebensbereich eine so extreme Verteuerung stattgefunden haben, wie beim Strompreis. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lag 2010 der durchschnittliche Strompreis für einen Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3500 kWh bei 23,69 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom.[2] Also 7,68 ct/kWh unter dem Strompreis der ersten Jahreshälfte in 2020 (31,37 ct/kWh). Schaut man auf Strompreisentwicklung seit 2000 (13,94 ct/kWh), ist ein Anstieg der Kosten um 17,43 ct/kWh erkennbar.

Während die Stromkosten Anfang 2020 einen neuen Höchststand erlangt haben, erlitt die Strompreisentwicklung an der Börse einen großen Einschnitt. Im Mai 2020 fiel der Strompreis auf dem EPEX-Spotmarkt für Deutschland/Luxemburg auf 18,21 Euro pro Megawattstunde.[3] Im Vergleich lag der Preis pro Megawattstunde der europäischen Strombörse EPEX-Spotmarkt im November 2019 noch bei 41 Euro. Die Strombörse konnte sich recht schnell erholen, denn im September 2020 lag der Strompreis wieder bei etwa 43,69 Euro pro Megawattstunde. Endverbraucher profieren von diesem Einbruch nicht.

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Warum steigen die Strompreise?

Der stetige Anstieg der Preise für Strom ist größtenteils auf den wachsenden staatlichen Anteil des Strompreises zurückzuführen. 2020 ist der Anteil leicht gesunken, beträgt jedoch immer noch 52 Prozent. Besonders die EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom und erneuerbaren Energien hat vor ihrem Wegfall die Strompreisentwicklung der letzten Jahre beeinflusst. Der flächendeckende Netzausbau ist ein weiterer Grund für höhere Stromrechnungen, genau wie der steigende Beschaffungspreis an den Strombörsen.

Eines der wichtigsten klimapolitischen Ziele ist es, Treibhausgase in der Atmosphäre zu reduzieren, aus diesem Grund müssen große Unternehmen wie Stromproduzenten in Europa Emissionsrechte erwerben, indem sie CO2-Zertifikate kaufen. Diese Zertifikate berechtigen Unternehmen, Kohlendioxid in der Atmosphäre auszustoßen. Diese Zertifikate werden immer teurer, auch das wirkt sich auf die Strompreisentwicklung aus und begünstigt Strompreissteigerung um etwa 3 Prozent pro Jahr. 2019 lag der Preis für ein CO2 -Zertifikat laut BDEW durchschnittlich bei 24,84 Euro pro Tonne CO2 (€/t CO2) und damit 82 Prozent über dem durchschnittlichen Preis 2018. Der Höchstwert 2019 lag bereits bei 29,76 €/t CO2.

Zusätzlich wird für viele Haushalte 2020 Smart Meter zur Pflicht, auch das bedeutet zusätzliche Kosten für Verbraucher. Dieses sind jedoch per Gesetz gedeckelt.

 

Strompreisentwicklung – Prognose für die kommenden Jahre

Dass die Strompreise in den nächsten Jahren sinken, ist eher unwahrscheinlich, voraussichtlich werden die Preise weiter steigen. Vor allem die steigenden Netzentgelte beeinflussen höhere Stromkosten.

Bereits jetzt haben jetzt haben Übertragungsnetzbetreiber steigende Netzentgelte für 2021 angekündigt. Der ÜNB 50Hertz gab eine voraussichtliche Steigerung um 7 Prozent bekannt, als Grund wurden hohe Netz-Investitionen und steigende Engpassmanagement-Kosten angegeben. Die Kosten werden durch die Stromanbieter an die Kunden weitergegeben. Auch der ÜNB Transnet BW gab bereits eine voraussichtliche Steigung um 10 Prozent an, hier sei der Grund Kosten für den Netzausbau. TenneT gab an, dass die Stromdurchleitungsgebühr 2021 im zugehörigen Versorgungsgebiet um etwa 17 Prozent sinken werden.

Durch die Senkung und den anschließenden Wegfall der EEG-Umlage ab 1. Juli 2022 hat die Regierung bereits Maßnahmen eingeleitet, um den Endverbraucher ein wenig zu entlasten. So können wenigstens ein paar Cent eingespart werden, auch wenn weiterhin die Stromkosten aufgrund anderer Bestandteile steigen. So werden beispielsweise die Preise für CO2-Zertifikate in Zukunft erstmal weiter steigen.

Ob die Entwicklung der Strompreise durch die anhaltende Corona-Krise beeinflusst wird, lässt sich aktuell schwer sagen. Von einer Strompreissteigerung im Jahr 2021 ist jedoch auszugehen.

 


[1] https://www.bdew.de/media/documents/20200107_BDEW-Strompreisanalyse_Januar_2020.pdf

[2] https://www.bdew.de/media/documents/20200107_BDEW-Strompreisanalyse_Januar_2020.pdf

[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289437/umfrage/strompreis-am-epex-spotmarkt/