Netzentgelte für Strom und Gas

Wie setzen sich die Netznutzungsentgelte nach StromNEV und GasNEV zusammen?

Netzentgelte sind für die meisten Verbraucher unsichtbar, werden sie doch meist innerhalb des Strompreises abgeführt, ohne dass sich Verbraucher darüber bewusst sind. Die Netzentgelte für Strom und Gas werden nach der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) und Gasnetzentgeldverordnung (GasNEV) geregelt und unterliegen staatlichen Kontrollen.

Wer die Stromnetzentgelte festlegt, wie sie berechnet werden und wer Netzentgelte wann wie zahlen muss, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Was sind Netzentgelte?

Bei Netzentgelten oder auch Netznutzungsentgelten handelt es sich um Gebühren, die jeder, der ein Gas- oder Stromnetz verwendet, an die Netzbetreiber entrichten muss. Sowohl gewerbliche und industrielle Verbraucher als auch Haushaltskunden entrichten die Netzgebühren für den Strom, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise.

Haushaltskunden: Die Netzentgelte werden indirekt über den Stromanbieter entrichtet, der diese an den Netzbetreiber weiterleitet.

  • Gewerbliche und industrielle Stromverbraucher: Bis zu einem bestimmten Verbrauch- und Lastprofil werden die Netznutzungsentgelte ebenfalls über den Stromanbieter entrichtet. Steigt dieser jedoch über diese Höhe, müssen gewerbliche und industrielle Netznutzer die Entgelte direkt abführen.

Was sind Netzentgelte für Strom?

Um die Infrastruktur der Stromnetze auszubauen und zu warten, werden Netzentgelte benötigt.

Netzentgelte sind Gebühren, die private wie gewerbliche Verbraucher für die Nutzung ihres Stroms an den Netzbetreiber entrichten. Diese Gebühren werden verwendet, um u. a. die Infrastruktur der Stromnetze zu warten und auszubauen.

Die Gebühren für die Netznutzung des Stroms werden im § 20 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und dem Abschnitt 3 der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) geregelt.

 

Warum gibt es Netzentgelte?

Für den Strom werden Netzentgelte erhoben, um die Kosten für Strommasten, Umspannwerke, Anlagen und Stromleitungen zu decken. Diese werden von den Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern gewartet und gebaut, deren Kosten seit den 1990er Jahren nicht mehr durch Steuermittel, sondern mithilfe der Netzentgelte finanziert werden. Derzeit werden insbesondere neue Infrastrukturen für den Ausbau von Ökostrom aus erneuerbaren Energien benötigt, was vor allem im Norden und Osten Deutschlands bei den Netznutzern zu höheren Entgelten führen kann.

Welche Netzentgelte gibt es?

Die Netzentgelte setzen sich aus den Kosten für die folgenden Komponenten zusammen:

  • Ausbau, Wartung und Betrieb der Netzinfrastruktur
  • Netz- und Kapazitätsreserven
  • Blind- und Regelleistung
  • Verlustenergie und vermiedene Netzentgelte
  • Einspeisemanagement
  • Sicherheitsbereitschaft und Redispatch
  • Sonstige Kosten, die sich je Betreiber unterscheiden, bspw. Kosten für das Personal, den Fuhrpark und sonstige Kosten

Neben den gewöhnlichen Netzentgelten können auch sogenannte Sonderentgelte nach § 20 Abs. 2 GasNEV festgeschrieben werden. Diese unterliegen ebenfalls den Regulierungsbehörden und müssen strenge Vorgaben erfüllen, kommen allerdings nur in Einzelfällen zum Tragen.

Wie werden Netzentgelte regional verteilt?

Zum Ende der 1990er Jahre wurden die Stromnetze privatisiert, wodurch die Netznutzungsentgelte für Gas und Strom durch die Verteilnetz- und Übertragungsnetzbetreiber erhoben werden. Hierdurch kann es regional zu großen Unterschieden kommen, selbst bei zwei benachbarten Verteilnetzgebieten.

Im Allgemeinen fallen die Gebühren in ländlichen Gebieten höher aus als in urbanen Räumen. Zusätzlich liegen die Netzentgelte im Nordosten und Südwesten Deutschlands ebenfalls häufig höher. Dies liegt an der geringen Besiedlungsdichte, dem Alter der Stromnetze sowie der Infrastruktur, die für eine erhöhte Nutzung erneuerbarer Energien im Stromnetz ausgebaut werden.

Wie hoch sind die Netzentgelte?

Wie hoch die Netzentgelte für Strom 2023 sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter, ob es sich bei den Netzbetreibern um Verteilnetzbetreiber (VNB) oder Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) handelt sowie etwaige Sonderkosten. Sie setzen sich aus dem Arbeitspreis und dem Leistungs- bzw. Grundpreis zusammen. Letzteres hängt davon ab, ob es sich um ein Gebäude in Niederspannung handelt oder nicht.

Bei einem ÜNB fallen bspw. Übertragungsnetzentgelte an, ein VNB wiederum kann in Einzelfällen Sonderentgelte festsetzen. Zu den Sonderkosten gehören bspw. zukünftige Ausbauten der Nord-Süd-Verbindung, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstrassen oder Erdkabel in Deutschland. Die Netzentgelte und deren Berechnung erfolgt in Cent/kWh oder Euro/MWh.

Wie hängen Netzentgelte und Strompreis zusammen?

Die Infografik bildet die verschiedenen Komponenten ab, aus denen der Strompreis gebildet wird, darunter die Netzentgelte.

Der Strompreis, der beim Verbraucher ankommt, besteht zu rund einem Viertel aus den Netzentgelten. Steigen oder sinken diese, so steigt oder sinkt automatisch der Strompreis. Darüber hinaus enthält der Strompreis neben den Netzentgelten verschiedene Umlagen, die Strom- und Umsatzsteuer, Abgaben sowie Kosten für die Energiebeschaffung und zuletzt Entgelte für Leistungsmessungen und deren Messstellenbetriebe.

Wie hoch sind die Netzentgelte 2023?

Wie hoch die Netzentgelte 2023 in Ihrer Region sind, hängt u. a. von der Besiedlungsdichte, dem Netzanbieter sowie den Infrastrukturprojekten ab. Tendenziell stiegen die Netznutzungsentgelte seit dem Jahr 2012 aufgrund der zahlreichen Netzausbauten und -anlagen, die beispielsweise neue Energiequellen aus dem Norden Deutschlands mit dem Süden verbinden sollen (Südostlink und Südlink). Auch in naher Zukunft können Netznutzer mit steigenden Entgelten rechnen. Grund dafür sind nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber vor allem die steigenden Energiekosten, im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine. 

 

Wie werden die Netzentgelte berechnet?

Die Höhe der Netznutzungsentgelte basiert auf den Netzkosten, die in der Winterzeit während der Jahreshöchstlast gemessen werden. Zu dieser Zeit fließt der meiste Strom gleichzeitig durch das Stromnetz, u. a. wegen des höheren Licht- und Heizverbrauchs. Die Regulierungsbehörden ermittelt die Erlösobergrenze für die Netzbetreiber, die alle Kosten für den Unterhalt, Ausbau und Betrieb des der Anlagen und des Netzes enthält. Darüber hinaus besteht sie aus einem Gewinn, der Eigenkapitalverzinsung, und Anpassungen, die jährlich stattfinden. Diese Erlösobergrenze bildet gleichzeitig den höchsten Wert, den Netzbetreiber für die Stromverteilung und den Transport bei den Verbrauchern verlangen dürfen. Wie die Kosten berechnet werden, regelt die Stromnetzgeldverordnung (StromNEV).

Wer legt die Netzentgelte fest?

Die Bundesnetzagentur regelt alles rund um Elektrizität und Netzentgelte in Deutschland.

Die Höhe der Netzentgelte für Strom und Gas geben grundsätzlich die Netzbetreiber vor, diese werden jedoch von der Bundesnetzagentur geprüft und gegebenenfalls korrigiert, also staatlich reguliert. Einzige Ausnahme bilden Netzbetreiber, deren

  • Gas- und Stromnetz weniger als 100.000 Haushalte bedient sowie deren
  • Gebiet innerhalb eines Bundeslandes bleibt.

Statt von der Bundesnetzagentur werden diese durch die jeweilige Landesaufsichtsbehörde geprüft. Diese wiederum unterstehen den Wirtschaftsministerien der Bundesländer. Die individuellen Netzentgelte unterliegen zudem einer sogenannten Erlösobergrenze, die von den Netzbetreibern nicht überschritten werden darf.

Die Sonderentgelte wiederum können nur in Einzelfällen von den örtlichen Verteilernetzbetreibern festgelegt werden. Diese unterliegen ebenfalls strengen Vorgaben.

Strompreis Netzentgelte: Wer zahlt welchen Anteil?

Das Stromnetz in Deutschland besteht aus einem Hoch-, Mittel- und Niedrigspannungsnetz, wobei die Netzentgelte für das Hochspannungsnetz am niedrigsten und für das Niedrigspannungsnetz am höchsten ausfallen. Hierdurch zahlen Privatkunden am meisten, da diese am Niedrigspannungsnetz angeschlossen sind und ebenfalls Netzentgelte für das Mittel- und Hochspannungsnetz leisten müssen, während Industrie- und Gewerbekunden lediglich die Entgelte für das Mittel- und Hochspannungsnetz tragen.

Dennoch können sowohl industrielle Verbraucher als auch Privathaushalte bei ihren Gebühren sparen:

  • Industrielle Verbraucher mit einem gleichmäßigen Stromverbrauch (atypische Netznutzung) können sogenannte individuelle Netzentgelte beantragen, da sie durch den gleichmäßigen Verbrauch geringere Kosten verursachen. Die Netzkosten werden anschließend anhand der tatsächlich verursachten Kosten in kWh berechnet, deren Grundlage die Leistungsmessung ist.
  • Private Haushalte wiederum können Stromspeicher oder Nachtspeicheröfen installieren, um Netznutzungsentgelte einzusparen. Besitzer von Stromspeichern werden nach § 118 Abs. 6 des Energiewirtschaftsgesetzes 20 Jahre nach Inbetriebnahme des Speichers bis zum 4. August 2026 von den Netzkosten freigestellt. Allerdings bezieht sich dies nur auf den Strom, der mit dem Speichern verwahrt wird, nicht auf den gesamten Stromverbrauch der Privathaushalte, die über einen Stromspeicher verfügen.

Fazit: Netzentgelte 2023 verstehen und Kosten für Strom sparen

Netznutzungsentgelte für Strom und Gas werden von den Netzbetreibern festgelegt, dürfen hierbei allerdings eine von den Regulierungsbehörden festgelegte Erlösobergrenze nicht überschreiten. Je nach Region und aktuellen und anstehenden Infrastrukturprojekten zum Anlagen- und Stromnetzausbau können die Netzentgelte deutlich von Netzgebiet zu Netzgebiet variieren. Darüber hinaus können Sonderentgelte sowie Übertragungsnetzentgelte anfallen.

Doch wer weiß, wie diese berechnet und festgelegt werden, kann mit den passenden Maßnahmen sowohl als gewerblicher und industrieller Kunde als auch als Haushaltskunde Kosten und Strom sparen. Hierfür eignen sich bspw. das Beantragen individueller Netzentgelte oder die Installation eines Stromspeichers.